ZYKLUS I BILDERSKRIPTUM - ANFÄNGE DER CHRISTLICHEN KUNST

Anfänge der chr. Kunst in Rom (3), 1, 2, 4

Die Frage stellt sich, warum die Christen nicht Geschehnisse aus dem Leben Jesu, sondern aus dem AT wiedergaben. Es gibt mehrere Antworten:
1. bestand offenbar eine Scheu davor, Christus und seine Lebensgeschichte zu thematisieren, und 2. identifizierten sich die Christen mit dem auserwählten Volk: am eindrücklichsten sichtbar in der Darstellung des Pinhas, der den Sohn Aharons auf einen Speer spießt - der Herr hatte den Israeliten verboten, sich mit anderen Völkern zu vermischen. Das Beispiel hat eindeutig ein Vorbild in der spätantiken jüdischen Malerei. Die Darstellung in der Via Latina-Katakombe weicht vom Bibeltext ab, sie beinhaltet ikonographische Momente, die auf eine typisch jüdische Auslegung zurückgehen, die man im Text nicht findet.

Die Identifikation der Christen mit dem auserwählten Volk ist aber nicht nur eine Identifikation, sondern vielmehr geht es um einen qualitativen Überstieg.

In Rom gab es schon im ersten Jhd eine christliche Gemeinde. An der Wende von 2. zum 3. Jhd findet man hier die ersten christlichen Darstellungen.
Die früheste ist eigentlich eine verspottende Darstellung: man sieht einen Gekreuzigten, also Jesus, durch einen Eselskopf als Jude charakterisiert, davor einen Mann, die Inschrift lautet: 'Alexandrinos betet zu seinem Gott'. Daß man jemanden als Gott verehrte, der auf die schändlichste Weise hingerichtet wurde, mußte Verspottung provozieren.


Bei einigen römischen Basiliken sind Reste älterer Bauten erhalten - es könnte sich um Gemeindezentren gehandelt haben, Versammlungsstätten, die in Wohnbauten integriert waren, also nach außen nicht sichtbar - Christenverfolgungen.
zB in S Martino... Im Privathaus des Pudens war ein Bereich als Kirche eingerichtet, die den Titulus vom Eigentümer erhielt - Titelkirche: 'ecclesia pudentiana' - nach Paulus-Brief. Kirche bekam ab dem 6. Jhd den Namen S. Pudenziana.


Voraussetzungen für ein Entstehen christl. Kunst:
1. Die Kirche als Institution (später Auftraggeber): Apostel als Nachfolger Christi bilden Grundstock der Organisation, aus der sich die komplexe hierarchische Organisation Kirche herausbildet.
2. Die Präsenz Gottes in der Gemeinde - Versammlungsräume geschaffen: Nach Christus ist Gott überall in seiner Gemeinde anwesend - Präsenz Gottes nicht an Jerusalem und den Tempel gebunden
3. Die Kirche als Träger der Sakramente - Kulträume geschaffen: insbesondere für Taufe und Gedächtnisfeier (allmählich Heilige Messe) wurden entsprechende Räume benötigt - Baptisterium=Taufraum.


Wer waren die Auftraggeber christlicher Kunst? Man kann von einem soziologischen Standpunkt aus betrachtet sagen, daß die christliche Kunst im Raum einer sozialen Oberschicht entsteht. Auftraggeber sind finanziell potente und kulturell integrierte Christen.
Sarkophag mit der Jonasgeschichte: typologisch als Hinweis auf die Auferstehung Christi zu verstehen. Der Typ des Gegenstandes ist aber ganz dem paganen Milieu entnommen (Skulptur, Sarkophag: aus antiker Tradition, nicht aus jüdischer.) Christen, die aus paganem Ambiente kamen, hatten auch ein Bedürfnis nach Repräsentation, so wollten auch sie in reliefierten Sarkophagen bestattet werden - die Ikonographie kommt aus der Religion, der Stil aber ist dem paganer Werke ident - es gibt keinen distinktiv christlichen Stil.
Also: Ikonographisch wurde die Jonasgeschichte schon im jüdischen Bereich illustriert, hier wird die Szene typologisch als Verweis auf die Auferstehung zu verstehen im Sinne der Alexandrinischen Exegese, die Gattung geht auf die antik-pagane Kultur zurück, der Stil auf ein heidnisch-römisches Milieu. (einzelne ikonographische Motive sind der paganen Ikonographie entnommen und adaptiert - vgl. Endymion)
Katakomben in Rom wurden für oder im Auftrag von Christen ausgemalt. Das Dekorationsprinzip ist wieder das schon erwähnte (ca von 100-400 gleich): weißer Grund, rote und grüne Begrenzungslinien, Figurengruppen. Interessant ist der Inhalt: Es fällt auf, daß man primär Darstellungen alttestamentlicher Ereignisse findet.
Die Frage, woher die ikonographischen Schemata stammen. Die Annahme scheint legitim, daß es bereits spätantike jüdische Darstellungen von Geschehnissen des AT gab, die von der christlichen Malerei rezitiert werden konnten. Es ist unklar, ob Vorlagen des 2. Jhd v Chr oder zeitgleiche Darstellungen aus dem 3. und 4. Jhd (Dura Europos) aufgenommen wurden.

Die Grundlage der Themenwahl wie Abbraham beim Opfer seines Sohnes oder Daniel in der Löwengrube ist, daß eine Beziehung zwischen AT und NT auf heilsgeschichtlicher Ebene hergestellt wird. Daniel, der von den Löwen nicht gefressen wurde, steht in einer Relation zur Auferstehung Christi, Abraham, der bereit ist, seinen Sohn Isaak zu opfern, ist vergleichbar mit Gott Vater.
Das Inbeziehungsetzen von alttestamentlichen TYPEN und neutestamentlichen ANTITYPEN nennt man TYPOLOGIE. In der Heidenkirche war der Gegensatz zwischen AT und NT stärker herausgearbeitet.Gnostische Bewegungen besetzten das AT negativ, in Reaktion darauf wollte die frühchristliche Kirche eine Sinfonie der Testamente. Es ging nicht nur um eine Rehabilitierung des AT, sondern um eine Hierarchie: der AT Typus könne nur vom NT Antitypus her verstanden werden. (Bezug auf Paulus. ...Pyrenäus v. Lyon, Clemens v. Alexandria, Origenes... Begründung der Theologie als Wissenschaft, griech. Hermeneutik..)

Neben der typologischen Intention gibt es noch zwei weitere Sinnebenen:
1. anagogischer Sinn (Hinweis auf die Wiederkunft Christi)
2. tropologischer oder moralischer Sinn (das in der Bibel geschriebene wird auf den einzelnen bezogen)

Einleitung, zeitliche und geographische Grenzen 1

Anfänge der christlichen Kunst 1, 2, 3, 4

Situation vor der Konstantinischen Wende 1, 2

Konstantin der Große 1, 2, 3, 4

Von den Söhnen Konstantins bis zum Tod Theodosius' 1, 2, 3

Theodosius der Große und Konstantinopel 1, 2

Völkerwanderung 1

Rom in der ersten Hälfte des 5. Jhd. 1, 2

Ravenna um die Mitte des 5. Jhd 1

Ephesos um die Mitte des des 5. Jhd 1

Syrien in der 2. Hälfte des 5. Jhd 1

Ravenna unter den Ostgoten 1

Konstantinopel unter Justinian 1, 2, 3, 4, 5, 6

Italien - die Langobarden 1, 2

Byzanz im 7. Jhd 1

Die Kopten 1

Gallien 1

Das Reich der Westgoten in Spanien 1

Islam 1

Der insulare Bereich bis ins 8. Jhd 1, 2

Italien und Byzanz im 8. Jhd 1, 2

Insulare Filiationen im Frankenreich und im Herzogtum Bayern 1

Das Frankenreich im 8. Jhd 1, 2, 3

Die Kunst nach Karl dem Großen bis zum Ende der Karolinger 1, 2

Parallelen zur Renovatio Karls des Großen 1

Die Zeit der sächsischen Kaiser 1, 2, 3, 4

Die Salier 1

Formale Phänomene zur Zeit der 2. Hälfte des 11. Jhd bis zum 12. Jhd 1, 2, 3, 4, 5, 6