ZYKLUS I BILDERSKRIPTUM - ANFÄNGE DER CHRISTLICHEN KUNST

Voraussetzungen (1), 2, 3, 4

Eine Reihe von Momenten können genannt werden, die der Entstehung einer christlichen Kunst entgegenstanden: 1. das Gesetz ist eine Wortoffenbarung (Moses empfing die gesetze am Berg Sinai als Wortoffenbarung), 2. der Herr wohnt inmitten seines Volkes (im Bundeszelt und später im Tempel ist Gott im hintersten Raum, im Allerheiligsten, immer anwesend, ein Kultbild würde nur den Blick auf den Herrn verstellen.) 3. das Judentum ist eine Buchreligion (Eloquenz, mit der Gott seine Tatan predigt: das AT ist eine einzige Schilderung des Wirken Gottes in der Welt).
Am wichtigsten zu nennen ist aber das von Gott verhängte Bilderverbot, das natürlich auch für die Christen Gültigkeit hat. Es verbietet allerdings nur eine kultische Verehrung und stellt nicht ein Kunstverbot im allgemeinen dar. Die Einstellung der Juden zu diesem Verbot war auch nicht überall gleich streng. (als Reaktion auf den Kaiserkult wurde das Verbot zu Lebzeiten Christi aber wieder strenger befolgt, um sich von der gottesgleichen Verehrung des Kaisers abzusetzen.

Im Frühjahr des Jahres 70 ließ Kaiser Titus den Aufstand der Juden niederschlagen. Jerusalem wurde weitgehend dem Erdboden gleichgemacht, die Soldaten setzten - gegen den Willen des Kaisers - den Tempel in Brand. Titus gab den Befehl, die Westmauer (=Klagemauer) zu schonen. Abgesehen von den obersten Steinreihen stammt diese Mauer aus der Zeit des Herodes.

In einem Triumphzug brachten der Kaiser und seine Soldaten die Beutestücke nach Rom zurück, u. a. auch den siebenarmigen Leuchter. 81 nach Chr. wurde am Forum Romanum ein Triumphbogen für Titus aufgestellt, in den Laibungen sind Reliefs angebracht. Eines zeigt die Rückkehr der siegreichen Soldaten, die den siebenarmigen Leuchter mit sich tragen.

Mit der Zerstörung des Tempels in Jerusalem setzt die Zerstreuuung der Juden über den gesamten vorderen Orient ein - sie hatten ihr religiöses und geistiges Zentrum verloren. Die heidnische Welt, in der die Juden nun lebten, gewann Einfluß auf die Aufgabe der rigorosen Haltung gegenüber Bildern.

Daß christliche Kunst erst 150 Jahre nach dem Tod des Religionsstifters auftaucht, muß begründet werden: Momente, die der Entstehung einer christlichen Kunst entgegenstehen:

Das Christentum ist in erster Linie ein reformiertes Judentum - Jesus war selbst den jüd. Gesetzen unterworfen, wollte das Judentum von 'falschen' Auslegungen befreien ('...bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen...'). Jesus ist in die jüd Tradition eingebunden und feiert auch alle jüdischen Feste, verstand sich als fundamentalistischer Jude - als Ort des Gebetes diente der Tempel: der erste, Salomonische Tempel entstand im 10.Jhd v. Chr., später zerstört. Es entstand im 6. Jhd ein zweiter Tempel, der Bau des Herodes stammt aus dem 1. Jhd v. Chr.
(In jüdischen Höhlengräbern gefundene Behälter zeigen einfache Formen und geometrische Ornamentik.)

Voraussetzungen für die Entstehung der christlichen Kunst:
Jesus=Christus: für den gläubigen Christen ist er der von den Juden erwartete Messias, der Sohn Gottes. Nun verschließen sich aber ein Großteil der Juden diesem, viele Heiden nehmen es an. So verbreitete sich das Christentum im nicht-jüdischen Bereich. (Christus hat zugleich Universalanspruch: alle Völker der Erde sollen an ihn glauben. So wurde auch die Mission der Heiden zur Aufgabe der Apostel. Streit über Notwendigkeit der Beschneidung für Heiden oder Ausreichen der Taufe - Durchbruch zu einer gesetzesfreien Heidenmission durch Paulus.)

Das Christentum breitete sich über den gesamten hellenistischen Raum aus - wichtige Zentren waren Antiochia und Rom. In Rom wurden 64 n. Chr. erstmals Christen unter Nero verbrannt. Das Christentum tritt nun als eigenständige Religionsgemeinschaft auf: es kann sich nicht mehr auf Privilegien der Juden im Reich berufen, und es muß den Wettkampf mit anderen Religionen aufnehmen.

Wichtig ist, daß das Christentum in einen neuen kulturellen Kontext kommt, in dem der Umgang mit Bildern ein völlig selbstverständlicher ist.

Einleitung, zeitliche und geographische Grenzen 1

Anfänge der christlichen Kunst 1, 2, 3, 4

Situation vor der Konstantinischen Wende 1, 2

Konstantin der Große 1, 2, 3, 4

Von den Söhnen Konstantins bis zum Tod Theodosius' 1, 2, 3

Theodosius der Große und Konstantinopel 1, 2

Völkerwanderung 1

Rom in der ersten Hälfte des 5. Jhd. 1, 2

Ravenna um die Mitte des 5. Jhd 1

Ephesos um die Mitte des des 5. Jhd 1

Syrien in der 2. Hälfte des 5. Jhd 1

Ravenna unter den Ostgoten 1

Konstantinopel unter Justinian 1, 2, 3, 4, 5, 6

Italien - die Langobarden 1, 2

Byzanz im 7. Jhd 1

Die Kopten 1

Gallien 1

Das Reich der Westgoten in Spanien 1

Islam 1

Der insulare Bereich bis ins 8. Jhd 1, 2

Italien und Byzanz im 8. Jhd 1, 2

Insulare Filiationen im Frankenreich und im Herzogtum Bayern 1

Das Frankenreich im 8. Jhd 1, 2, 3

Die Kunst nach Karl dem Großen bis zum Ende der Karolinger 1, 2

Parallelen zur Renovatio Karls des Großen 1

Die Zeit der sächsischen Kaiser 1, 2, 3, 4

Die Salier 1

Formale Phänomene zur Zeit der 2. Hälfte des 11. Jhd bis zum 12. Jhd 1, 2, 3, 4, 5, 6